Schloss Harburg

Die Harburg liegt auf einem steilen Bergsporn über der Wörnitz ausserhalb der altbesiedelten Landschaft. Besonders deutlich wird dies daraus, dass sie ohne Bezug zu einer älteren Talsiedlung entstand, ein Vorgang, der im hohen Mittelalter ausserordentlich selten gewesen ist. Erst im Anschluss an die Burg entwickelte sich auf dem engen Talboden zwischen der Wörnitz und dem Burgfelsen die Burgsiedlung. Bei der Burg handelt es sich nicht um einen jener Herrensitze, wie sie als Turmburgen seit der Wende zum 11. Jh. üblich werden. Das grossflächige Burgareal zeigt vielmehr, dass die Befestigung ihrem Typ nach zu einer Gruppe von Herrschaftszentren gehört, die seit dem 9. Jh. im Land östlich des Rheins errichtet werden. Vergleichbare Plätze aus dem 10. und dem Übergang zum 11. Jh. sind z.B. die Reichsburg Cham, die Comburg bei Schwäbisch Hall und die Burgen der Schweinfurter Grafen am Obermain. Da die Befestigungen dieser Art nach der Mitte des 11. Jhs. als Neugründungen nicht mehr bekannt sind, halten wir es für wahrscheinlich, dass auch die Harburg vor dieser Zeit entstanden ist. Eine Errichtung in der ersten Hälfte des 11. Jhs. entspricht zudem gut den internen historischen Notwendigkeiten, die sich aus der Vergabe von Mönchsdeggingen seit 1007 entwickelt haben. Die recht komplizierte Baugeschichte der Burg lässt suich fast ausschliesslich anhand der heute noch stehenden Baulichkeiten ablesen (Abb.2), da Urkunden und sonstige diesbezügliche Notitzen weitgehend fehlen. Zum ältesten Bestand aus dem 12. /13. Jh. gehören die Grundmauern des inneren Berings der hauptburg sowie die beiden quadratischen Haupttürme im Burghof, der Diebsturm (ehemals Bergfried) und der faulturm. In die gleiche romanische Bauperiode datiert das Palas (Fürstenbau), der allerdings Ende des 16. Jhs. an der Nordostecke einen Erker erhielt und während des 17. Jhs. im Innern umgebaut wurde. Die mächtigen Zwingermauern an der meistgefährdeten Süd- und Südwestseite der hauptburg wurden im 14. und 15. Jh. aufgeführt. Wohl zur gleichen Zeit erfolgte der Ausbau der weitläufigen Vorburg (u.a. die Rote Stallung zwischen Unterem und Oberem Tor). Graf Wolfgang I. (1455 - 1522) liess den Saalbau, der 1496 fertiggestellt war, zwischen Diebs- und Faulturm errichten. 1717 wurde er um ein weiteres Stockwerk erhöht. Die Stuckierung des dort gelegenen Rittersaales 1742 durch J. Bühler schuf den kunstgeschichtlich bedeutensten profanen Innenraum der gesamten Burganlage. In der zweiten Hälfte des 16. Jhs.herrschte zur Zeit des Grafen Gottfried (1554 - 1622) wieder ein reger Baubetrieb auf der Harburg. Um 1562 wurde die ehemalige Burgvogtei neben dem Oberen Tor errichtet, 1585 der Glockenturm nordöstlich der Kirche erhöht und 1588 die Pfisterei (Backhaus) mit dem zierlichen Türmchen fertiggestellt. Schliesslich erbaute er 1594/95 das sog. Kastenhaus (Neuer Bau) an der Westseite des Burghofes, in dem sich später die Rüstkammer, der Marstall und der Haberkasten befanden. Endlich wurde 1616 das obere Schlosstor erneuert. Nach Beseitigung der Schäden des Dreißigjährigen Krieges folgte im 18. Jh. der weitere Ausbau der Bergfeste zur wohnlichen Schlossanlage. Seit den 40er Jahren des 18. Jhs. konzentrieren sich die Bauarbeiten auf Schloss Harburg vor allem auf die Errichtung neuer Gebäude für die Oberamtsverwaltung und für die Schlosswirtschaft (1743 Amtshaus, 1744 Amtspflegerhaus, 1748 Bräuhaus, 1753 Baumeisterhaus, 1786 Roßwette), die sich sämtlich in der Vorburg befanden. Seit dieser zeit haben kleinere architektonische Veränderungen dem alten Baubestand des Schlosses nicht mehr viel anhaben können, so dass es sich dem heutigen Besucher in seinem barocken Zustand nahezu unverfälscht darbietet.

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Objekt-Adresse

Schloss Harburg
Burgstr. 1
86655 Harburg (Schwaben)
Tel.: 09080 9686-0
Fax: 09080 9686-66

Info-Adresse

Stadt Harburg
Schloßstraße 1
86655 Harburg (Schwaben)
Tel.: 09080 9699-0