Römischer Gutshof im Maienbachtal
Unterhalb der Ofnet-Höhlen waren schon im 19. Jahrhundert römische Funde und Mauerzüge bemerkt worden. Weitere Beobachtungen an diesem römischen Fundplatz machte man in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts. 1975/76 und 1980/81 wurde das Hofareal systematisch ausgegraben. Seit 1983 sind die freigelegten Mauern konserviert und bieten dem Besucher ein eindrucksvolles Bild vom Landleben der Römerzeit auf einem Bauernhof in der Abgeschiedenheit des Maienbachtales.
In mediterraner Bautradition steht das Wohnhaus des Besitzers im Mittelpunkt des Anwesens, umgeben von einem Bad und verschiedenen Wirtschaftsgebäuden, Stallungen, Scheunen und anderen landwirtschaftlichen Funktionsbauten. Das Wohnhaus liegt im höher gelegenen Teil des Hofareals, so dass man die umliegenden Felder mit einem Blick übersehen konnte. Eine mannshohe Umfassungsmauer schliesst den Hofkomplex ein. Es mochte eine Veteranenfamilie gewesen sein, die gegen Ende des 1. nachchristlichen Jahrhunderts das Land übernommen hatte, und die Villa über drei bis vier Generationen bis an den Beginn des 3. Jahrhunderts bewirtschaftete. Soweit man aus der Hanglage Rückschlüsse ziehen kann, war das Haupthaus eingeschossig, aus Bruchsteinmauerwerk, und mit einem weissen Kalkmörtel verputzt, dessen rot ausgemalter Fugenstrich teures Quadermauerwerk nachahmte. Die Fenster waren verglast, die Dächer mit Holzschindeln oder Stroh gedeckt, worauf Hunderte verbrannter Nagel hindeuten. Der kompakte Gebäudetyp mit seinem in Terrassen abgestuften Innenhof zählt neben der sog. Risalit-Villa zu den beliebtesten Grundrissformen des ländlichen Wohnbaus in der Provinz. Eine Hypokaustheizung fehlte; im Winter musste man sich mit tragbaren Kohlebecken als Heizung behelfen. Wie jeder andere Gutshof auf dem Land besass auch die Holheimer Villa ein Badegebäude (balneum), das den hohen Ansprüchen römischer Hygiene und Gesundheitspflege dokumentiert. Es liegt wenig unterhalb des Wohnhauses an einer Stelle, wo vom Hang leicht Wasser zugeleitet werden konnte, und besitzt alle Einrichtungen, die im antiken Badewesen üblich waren: Nahe dem Schürkanal (praefurnium) der Unterfussboden-Heizung (hypokaustum) lag im Süden das Warmbad (caldarium) mit einer rechteckigen Apsis und anschliessend - in der gleichen Achse - das tepidarium, das lauwarme Badezimmer. Nach Osten schloss das Kaltbad (frigidarium) mit seinem auswärts springenden Bassin an, das vom Hang her mit Frischwasser durch eine vermutlich hölzerne Leitung versorgt wurde; die Höhendifferenz zwischen dem Leitungseintritt und dem Abfluss der ziegelausgekleideten Wanne lässt eine Beckentiefe von 50 cm rekonstruieren. Im Süden des Kaltbades befand sich ein nachträglich mit einer sog. Kanalheizung ausgestatteter Raum, den man als Auskleide (apodyterium) deutet. Über den Hofraum verteilten sich einfache Stein- oder Steinsockelbauten, die ihren Grundriss nach zwar keiner Funktion zugeordnet werden können, die aber als Wirtschaftsgebäude - Stall (stabulum), Scheune (horreum) u.a. - angesehen werden müssen. Aus der antiken Überlieferung und dem archäologischen Fundstoff wissen wir, dass Höfe dieser Art vom Landbau (Ackerbau, Viehzucht) gelebt haben und ähnlich unseren modernen Aussiedlerhöfen bewirtschaftet wurden. Der metergrosse Mühlstein aus Holheim beweist, dass man das angebaute Getreide schon auf dem Hof gemahlen und als Mehl in den Handel gebracht hat. Überraschend waren Spuren einer Bronzegiesserei und Hinweise auf Eisenverhüttung, also technisch hochspezialisierte Tätigkeiten, die man auf einem Bauernhof nicht erwartet hätte, weil sie weit über den eigenen Bedarf oder das notwendige Reparaturhandwerk hinausgehen. Eine Reihe von halbfertigen Bein- und Hornschnitzereien für Haarnadeln, Amulette usw. ist charakteristisch für den bäuerlichen Nebenerwerb. In diesen Rahmen gehört auch die handaufgebaute und auf dem Hof gebrannte "Bauernkeramik", an der die ländliche Bevölkerung trotz des reichen Angebots bester Drehscheibenware nach wie vor hing. Bei den Grabungen kam eine recht qualitätvolle Kleinbronze zutage, die einen musizierenden Satyr darstellt, ferner mehrere Fibeln, unter ihnen zwei verhältnismäßig späte Stücke, die in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts in Gebrauch waren.
Öffnungszeiten
i.d.R. jederzeit zugänglich
Lage
ca. 500 m südwestlich Holheim