Glossar
allochthon
Gesteinsbildungen aus ortsfremdem Material, im Riesgebiet → Bunte Breccie und → Suevit. → autochthon, → parautochthon.
anthropogen
durch Eingriffe des Menschen beeinflusst (z.B. Landschaft, Umwelt); Gegensatz: natürlich
autochthon
Gesteinsmaterial, welches sich am Ort seiner Bildung befindet. → Parautochthon, → allochthon
Braunerde
Bodentyp des gemäßigten Klimas mit entsprechenden Niederschlägen (500-700 mm/Jahr), bildet sich auf verschiedensten Ausgangsgesteinen, ist daher weit verbreitet und in seiner individuellen Ausprägung variabel.
Breccie
(ital. breccia : Geröll), z.T. auch Bunte Trümmermassen ursprüngl. verfestigtes Trümmergestein mit eckig-kantigen Bruchstücken; Entstehung auf verschiedenartige Weise. Der Begriff Bunte Breccie bezieht sich ausschließlich auf das Vorland des Nördlinger Rieses; er beschreibt die beim Einschlag des Riesmeteoriten entstandenen m.o.w. lockeren, lokal oft sehr unterschiedlich zusammengesetzten Trümmermassen, die durch eine intensive, regellose Durchmischung infolge von ballistischem Auswurf und kraterauswärts sich bewegenden Materialien des → mesozoischen Deckgebirges entstanden und flächenhaft das Riesvorland überdecken
Bunte Breccie
→ Breccie
Dolomit
(nach dem französischen Mineralogen J.D. Dolomieu)
ursprünglich Mineralname für das Doppelkarbonat CaMg(CO3)2 ; Begriff wird auch als Gesteinsname für dolomitisierten Kalk (z.B. → Weißjurakalk) verwendet.
Feuerletten
rotbrauner Ton des Keupers (Obertrias), festländische Bildung in einer ehemaligen Halbwüste (→ Mesozoisches Deckgebirge). Im Riesvorland häufige Komponente der → Bunten Breccie
FFH-Gebiet
ausgewiesenes Gebiet nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie 92/43/EWG der Europäischen Union, 1992 von den damaligen Mitgliedstaaten einstimmig beschlossen. Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume (Habitate), sowie deren wildlebenden Tiere (Fauna) und Pflanzen (Flora).
Gebankte Kalke, Bankkalke
Kalke mit zumeist dickplattiger paralleler Absonderung (sog. Bankungsgefüge); Folge primärer Sedimentations-Änderungen. Gegensatz: → massige Kalke.
Geschockte Massenkalke
→ massige Kalke mit einem unterschiedlichen Zerrüttungseffekt als Folge der beim Meteoriteneinschlag ausgesendeten Schockwelle, mit bloßem Auge (= megaskopisch), aber auch im Gesteinsdünnschliff (= mikroskopisch) sichtbar (vgl. auch → Breccie).
Gesteinsscholle
allgem. größerer, m.o.w. isolierter Gesteinsblock, im Riesgebiet als Folge der mechanischen Zertrümmerung des Oberflächengesteins durch den Einschlag des Meteoriten.
Gley
Bodenbildung in Niederungen und Senken, bei dessen Entwicklung das Grundwasser entscheidenden Einfluss hat.
Impaktbreccie
→ Suevit
inverse Lagerung
charakteristische umgekehrte Lagerungsform der ausgeschleuderten Riesgesteine. Ursprünglich oberflächennah liegendes (jüngeres) Gesteinsmaterial des → mesozoischen Deckgebirges findet sich als → Bunte Breccie unterhalb der aus (älteren) Komponenten des Kristallinen Untergrundes zusammengesetzen → Suevit-Bedeckung; demnach liegen ehemals ältere Gesteinskomponenten über jüngeren.
Kieselschwammriff
hügelartige Bildungen durch dichtes koloniales Wachstum von Kieselschwämmen (Schwämmen mit Gerüsten aus Kieselsäure) während der Bildungszeit des → Weißjuralkalks. Durch gesteinsbildende Prozesse heute als → massige Kalke vorliegend.
Konglomerat
durch Kalkzemente verkitteter Schotterkörper mit zugerundeten Geröllkomponenten; Hinweis auf ehemaligen Flusstransport.
Kristalliner Untergrund
durch gebirgsbildende Prozesse im ausgehenden Erdaltertum metamorph umgestalteter Sockel des → Mesozoischen Deckgebirges, bestehend aus verschiedenen Kristallingesteinen (z.B. Gneise, Amphibolite, Granite). Durch den Einschlag des Riesmeteoriten wurde ein hoher Anteil des Kristallinen Untergrundes durch die Stoßwelle intensiv zerrüttet und aufgeschmolzen; das Material setzt in Form von Gesteinstrümmern und Glasanteilen heute den → Suevit zusammen.
Massige Kalke, Massenkalke
Kalkgesteine ohne internes Absonderungsgefüge, "massige" Erscheinung, überwiegend als Folge ehemaligen Riffwachstums durch Kieselschwämme oder Korallen, oftmals als hügelartige Erhebung im Gesteinsverband sichtbar. Gegensatz: → gebankte Kalke; siehe auch → Kieselschwammriff, → Weißjurakalk.
Megablock
Gesteinsscholle unterschiedlicher Zusammensetzung von mehreren 10er bis 100er Metern Durchmesser, selten auch größer; charakteristisch für Randbereiche von Meteoritenkratern (sog. Megablockzonen), zumeist geringfügig (→ parautochthon) bewegt.
Mesozoisches Deckgebirge
Gesteinsserie des Erdmittelalters (= Mesozoikum, Zeitintervall knapp 180 Millionen Jahre), nicht metamorph überprägt durch eine Gebirgsbildung, bestehend aus Kalken, Mergeln, Sandsteinen und Tonen der Zeitabschnitte Trias (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper), Jura (Lias, Dogger, Malm) und Kreide. Diese überlagern einen metamorph überprägten Sockel (Kristalliner Untergrund). Erdgeschichtliche Situation vor dem Ries-Ereignis.
monomikt
Bezeichnung für Gesteine, die aus gleichartigen Komponenten zusammengesetzt sind (z.B. monomikte → Breccie).
Mylonitisierung
bei Bewegungsvorgängen in Gesteinen erzeugtes Gesteinszerreibsel unterschiedlichen Verfestigungsgrades, oft an tektonischen Bewegungsbahnen; im Vorries durch mechanische Beanspruchung beim Einschlag und beim anschließenden Auswurf durch gesteinsinterne Bewegungen entstandenes zerrüttetes Gesteinsgefüge.
Ölschiefer
aus ehemaligem Faulschlamm in stark sauerstoffarmem Milieu hervorgegangenes bitumenreiches Tongestein, abgelagert im zentralen Beckenbereich des ehemaligen Rieskratersees.
Opalinuston
Tone und Tonsteine der untersten Einheit des Mittleren oder Braunjura (= Dogger); Name leitet sich ab vom darin typischen Leitfossil, dem Ammoniten Leioceras opalinum (→ Mesozoisches Deckgebirge); häufiger Bestandteil der Bunten Trümmermassen (→ Breccie).
Pararendzina
Bodentyp, der sich in einem frühen Stadium aus mergeligem bzw. tonigem Fest- und Locker-Ausgangsgestein bildet, z.B. auf Silikatgestein, Lehmmergel oder kalkigem Löss.
Parautochthon
überschobene oder abgeglittene Schollen von geringer Schubweite, die noch in gewisser Verbindung mit ihrem ursprünglichen (autochthonen) Wurzelgebiet stehen. Der äußere Kraterrand des Rieses wird durch eine à Megablockzone markiert, die aus geringfügig kratereinwärts geglittenen Schollen zusammengesetzt wird. Einen dieser Megablöcke umfasst das Geotop „Lindle“. → autochthon, → allochthon
Rendzina
(polnischer Bauernausdruck)
meist auf Kalkstein gebildeter dunkler Humusboden humider (feucht-dominanter) Klimaregionen.
Suevit
Einschlags- oder Impakt → breccie aus vorwiegend zermahlenem kristallinen Grundgebirge mit einem Anteil an Gesteinsgläsern und Mineralen, die bei extrem hohen Druck- und Temperaturbedingungen entstanden sind. Findet sich (nicht erschlossen) im Kraterbecken unter den Riessee-Sedimenten und (zugänglich, z.T. in Abbau) im kraterrandnahen Riesvorland. Entstanden unmittelbar nach dem Auswurf der → Bunten Trümmermassen durch Ausschleudern des unter dem → mesozoischen Deckgebirge liegenden sehr stark zertrümmerten Kristallinen Untergrundes.
Trümmermassen
→ Breccie / Bunte Trümmermassen
Vergrusung (Gesteinsgrus)
eckig-kantiges Schuttmaterial, welches durch die mechanische Deformation der Stoßwelle beim Ries-Einschlag entstand, meist anschließend wieder zementiert und später durch physikalisch-chemische Verwitterung wiederum zu kleinstückigem Lockermaterial wurde.
Weißjurakalk
helle Kalke der jüngsten Serie des erdgeschichtlichen Systems Jura (Oberjura = Weißjura, vgl. auch → Mesozoisches Deckgebirge), weit verbreitet im Riesgebiet, ursprünglich die vom Meteoriten getroffene Gesteinseinheit; vorkommend in den zwei Ausprägungen → massige und → gebankte Kalke; als Folge des Riesereignisses am Kraterrand als Zone von → Megablöcken auftretend.