Geologie und Architektur
Die Verwendung des Suevits in der Baukunst
Der beim Einschlag des Meteoriten entstandene Suevit wurde bereits von den Römern im Ries und Umgebung zu Bauzwecken verwendet. Besonders im Mittelalter bildete er das Baumaterial für zahlreiche Gebäude in Nördlingen und seiner Umgebung. So ist z.B. die St.-Georgs-Kirche mit dem „Daniel“ nahezu ganz aus Suevit gebaut. Ob das Baumaterial aus nur einem Steinbruch stammt (Altenbürg), ist nicht gesichert.
Neben sakralen Gebäuden wurde das Gestein aber auch zur Errichtung profaner Bauten im Umkreis seiner natürlichen Vorkommen verwendet. In Nördlingen sind Teile des Rathauses, das Baldinger Tor und andere Torbauten sowie Teile der Stadtbefestigung (z.B. Berger Mauer) aus diesem Gesteinsmaterial errichtet. In der Umgebung Nördlingens wurde Suevit unter anderem auch auf der Harburg und an vielen Dorfkirchen verbaut. In München kann man heute den Baustein Suevit am Deutschen Museum und am ehemaligen Königlich Bayerischen Verkehrsministerium bewundern. Selbst in Berlin findet man einige Gebäude, die aus Suevit errichtet wurden.
Von besonderer Bedeutung ist die Verwendung stabiler Gesteinspartien für gestalterische Zwecke. Einige Beispiele: Teile der Freitreppe des Nördlinger Rathauses (errichtet 1618 von Baumeister Wolfgang Walberger in der Formensprache der Spätgotik und der Renaissance), Halbreliefs (Schneidt´sches Haus) oder zahlreiche Torbögen an Gebäuden (Sparkasse, Schneidt´sches Haus, Museum „augenblick“). Viele dieser Torbögen wurden vermutlich aber auch übermalt (Reihl´sches Haus, Alte Schranne).
Die Vorzüge, aber auch Probleme bei der baulichen Verwendung des Suevits liegen in seiner Entstehung begründet. Das Gestein ist letztlich ein Sediment, das als Lockerprodukt entstand und mit der Zeit verfestigt wurde (Diagenese). Daraus lässt sich seine Festigkeit beschreiben: „Das poröse, rau brechende Gestein besitzt infolge unregelmäßiger Riss- und Trennflächenbildung und Zonen mäßiger Verfestigung sehr wechselhafte Festigkeiten“ (Weinig, 1987). Dennoch ist es gut von Hand bearbeitbar.
Die Problematik liegt in seiner Wetterbeständigkeit bzw. Verwitterungsanfälligkeit. Verwitterungsschäden können auf engstem Raum zusammen mit stabil erscheinenden Partien auftreten. Hierbei spielen die Intensität der mechanischen Verfestigung und das Auftreten ausgefällter mineralogischer Bindemittel (Kalzit) eine gewichtige Rolle. Gerade Letzteres reagiert sehr empfindlich auf Änderungen der Umweltbedingungen und kann deshalb leicht verwittern. Die Folgen sind Lockerung und Abschuppung des Gesteins.